Schon seit 1909 spielt die VISPE in Visp auf. Kein Wunder, dass sich in dieser Zeit einiges an Geschichten, Gerüchten und Anekdoten angesammelt hat. Die Chronik ermöglicht einen Blick zurück in fast 100 Jahre Vereinsgeschichte der Musikgesellschaft VISPE in wechselnder Zeit.
Wann in Visp das frohe Spiel der Blechmusik erstmals erklang, lässt sich dem Jahre nach nicht genau festnageln. Aus überlieferten Schriftstücken steht fest, dass seit 1835 in Visp eine Blechmusik
bestand, welche die Musikgesellschaft aus Vispach genannt wurde. Sehr schreibselig waren die alten Musikanten offenbar nicht, denn kein Protokollbuch und keinerlei schriftlicher Bericht gibt uns
Kunde vom Jahre, da sie sich unter dem Schutz der Patronin zusammenschlossen. Von einer schönen, alten, sehr gut erhaltenen Fahne her wissen wir: "Musikgesellschaft Cäcilia, gegründet
1872".
Als am 13. Mai 1877 ein kantonaler Musikverband gegründet wurde, war neben Salgesch, Leukerbad, Brig, Naters, Mörel und Fiesch auch Visp vertreten. Zwölf Jahre nach der Gründung, am 6. Bis 7. Mai
1894 führte die Cäcilia das kantonale Musikfest mit Glanz durch. Wer im WB jenes Jahres das Festprogramm liest, ist vorerst versucht zu sagen: „Nichts Neues unter der Sonne“.
An der GV vom 10. November 1908 schlug der „Cäcilia“ letztes Stündlein. Die Auflösung erfolgte hauptsächlich wegen Austritts oder Fernbleibens der guten Kräfte, mangels Nachwuchses und eines
geeigneten Direktors, sowie mangels Interesse der Mitglieder selbst und der Sympathie von Seiten mancher Kreise. Das Inventar der Musikinstrumente und Gegenstände wurde aufgenommen und alles
statutengemäss der Municipalbehörde übergeben. Das war das Ende der „Cäcilia“.
Mitten im Sommer, am 18. Juli 1909, fanden sich die vom Initiativkomitee Eingeladenen im Saal des Hotel "Soleil" (heute La Poste) ein. Die Gründung wurde beschlossen und das Komitee mit der Ausarbeitung der Statuten beladen. Es bestand aus den Herren:
Präsident: | Edgar Müller |
Vizepräsident: | Johann Leiggener |
Kassier: | Emil Chappalaz |
Sekretär | Theodor Andematten |
Das Komitee machte sich allsogleich an die Arbeit. Am 14. November 1909 wurden die Statuten angenommen und von allen Gründungsmitgliedern unterzeichnet.
Die Proben begannen unter der Leitung von Alfred Kuonen aus Salgesch am 9. Dezember 1909. Vorerst musste man sich mit alten, geliehenen Instrumenten begnügen, doch schon am 9. Januar 1910 wurde
die Neuinstrumentierung der Firma Hirsbrunner in Aarau in Auftrag gegeben. Der Verein gedieh und erstarkte. Das Hauptverdienst daran hatte Edgar Müller, der Präsident. Er hielt seine
Musikanten stramm im Zügel, forderte Einsatz und Disziplin, konnte blitzen und donnern, wenn es nötig war. Niemand wagte eine Widerrede, doch trotz seiner Strenge liebten und schätzten die
Musikanten ihren Präsidenten, denn sie wussten, dass er das Rückgrat des Vereines war.
An der GV vom 26. Januar 1912 war bereits vom Ankauf einer Fahne die Rede, doch da der Kassabestand nur auf Fr. 9.20 lautete, wurde der Antrag abgewiesen. Ein Jahr später jedoch fasste man den
Mut hiezu. In der Wohnung von Anton Ab-Egg wurde am 5. März 1913 definitiv beschlossen, eine Fahne anzuschaffen. Als erster Fänner schwang Anton Ab-Egg die Fahne.
1912 übernahm Visp nach Absprache mit den Vereinen von Brig und Salgesch die Initiative, einen Oberwalliser Musikverband zu gründen.
Die unstabile Wirtschaftslage und der befürchtete Ausbruch des Zweiten Weltkrieges wirkten sich hemmend auf das Vereinsleben aus. Der schwache Probenbesuch und das ungenügende Interesse
verursachten weitere nachteilige Auswirkungen auf die Güte der Musik. Mit viel Idealismus und grosser Energie versuchte der neue Präsident Armand Furger mit seinem Komitee, diesen Problemen
entgegenzuwirken. Zwischen 1936 und 1939 bis zum Ausbruch des Krieges konnten regelmässig die Jahreskonzerte durchgeführt werden.
Die Musikfeste waren während dieser Zeit kriegsbedingt eingeschränkt. Den Wirren der Zeit zum Trotz bemühte sich Präsident Furger mit viel persönlichem Einsatz, den Verein „beisammen zu halten.
Die Pflege der Kameradschaft, vor allem mit Fahrten und Spaziergängen durch die engere Heimat, war dabei ein wesentliches Element. Es muss im Rückblick als grosses Verdienst von Armand Furger
gewertet werden, dass die VISPE diese schwierige Zeit unbeschadet überlebte.
Nach dem Kriegsende setzten sich auch die Anhänger der Unformierung durch. Am 14. September 1947, zeigte sich die VISPE als erstes uniformiertes Corps im Oberwallis der Bevölkerung und den Behörden in einem Marsch durch die Ortschaft und einem Konzert auf dem Kaufplatz, mit anschliessender bescheidener Feier im Restaurant Marktplatz.
Die GV vom 12. Dezember 1946 brachte der ganzen Ortschaft und damit auch der VISPE eine bedeutungsvolle Wendung. Sie trat ein mit der Wahl des konservatorisch voll ausgebildeten Direktors Leo Steinmann zum Dirigenten aller musikalischen Ortsvereine. Die in Steinmann gesetzten Erwartungen erfüllten sich vollauf. Mit jugendlichem Temperament und gutem pädagogischen Geschick spornte er die Musikanten zu immer gediegeneren Leistungen an. Der Erfolg blieb nicht aus. Die Jurys des Oberwalliser Musikfestes in Ried-Brig vom 21. Mai 1950 bemerkte, die von der VISPE gespielte Overtüre „Caprice“ sei das Beste gewesen, was sie zu hören bekam.
Erstmals nahm die VISPE 1971 am Eidgenössischen Musikfest in Luzern teil. Mit der Verpflichtung von Dirigent Karl Salzgeber im Jahre 1972 wurde der Grundstein für die heutige VISPE gelegt. Das Korps, welches bis Mitter der 70er Jahre ausschliesslich aus Blechblasinstrumenten bestand, wurde systematisch zu einer Harmoniemusik erweitert. Regelmässig nahm die VISPE an den Eidgenössischen Musikfesten teil und feierte viele Erfolge. So feierte die VISPE an den "Eidgenössischen" in Lugano 1991 und Interlaken 1996 den Schweizermeister-Titel in der Marschmusikkonkurrenz in der 1. Stärkeklasse. Anfang der 90er Jahre bestand der Verein aus über 80 Aktivmitgliedern!
Die Förderung der Jungmusikanten ist heute ein wesentlicher Bestandteil im Vereinswesen. In der Jugendmusik VISPE werden die Jungmusikanten in die Blasmusik eingeführt und bilden somit die Zukunft der VISPE. Die VISPE ist heute ein modernes Blasmusikcorps, das neben der traditionellen Blasmusik moderne Werke für Blasorchester aufführt. Diese werden in den traditionellen Weihnachts- und Jahreskonzerten aufgeführt. Natürlich wird auch die Kameradschaft rege gepflegt. Mit Probeweekends und weiteren Veranstaltungen werden die Bande zwischen den Mitgliedern gefestigt.